GTÜ-Mängelstatistik belegt: Bereits vor Erreichen des Oldtimeralters sind viele Youngtimer in einem überdurchschnittlichen Erhaltungszustand unterwegs

Auf Deutschlands Straßen sind mehr und mehr sogenannte Youngtimer unterwegs. Dies sind Fahrzeuge im Alter von 20 bis 30 Jahren. Ihre Zahl stieg im vergangenen Jahr auf rund vier Millionen. Im Schnitt fällt jeder dritte Youngtimer bei der Hauptuntersuchung durch und erhält im ersten Anlauf keine neue Plakette. Mit zunehmendem Fahrzeugalter nehmen die Mängel jedoch kontinuierlich ab.

Ein Blick auf die Pkw-Mängelquoten des Jahres 2013 macht die Unterschiede in den einzelnen Altersklassen deutlich. Bei allen Youngtimern bis zu 30 Jahren weisen 33 Prozent der Fahrzeuge erhebliche Mängel auf oder sind gar verkehrsunsicher. Mit geringen Mängeln sind 28 Prozent unterwegs. Knapp 39 Prozent durchlaufen die Hauptuntersuchung mängelfrei. Dies ist das Ergebnis der aktuellen GTÜ-Mängelstatistik, die auf der Oldtimermesse „Retro Classics“ in Stuttgart vorgestellt wurde.

Mit zunehmendem Fahrzeugalter ändert sich das Bild jedoch deutlich. Weist ein 20 Jahre alter Youngtimer noch 35 Prozent gravierende Mängel auf, sinkt mit einem Fahrzeugalter von 25 Jahren die Mängelquote auf 30 Prozent und erreicht mit 28 Jahren und 25 Prozent einen Tiefpunkt. Ähnlich sieht es bei den Youngtimern ohne Mängel aus. Hier liegt die Quote bei den 20-Jährigen bei knapp 37 Prozent und steigt bei den 29-Jährigen auf 45 Prozent an.

Bereits vor Erreichen des Oldtimeralters sind viele Youngtimer in einem überdurchschnittlichen Erhaltungszustand unterwegs. Diese Entwicklung macht deutlich, dass die Besitzer ihren Fahrzeugen schon frühzeitig das zum Erhalt erforderliche Maß an Pflege und Wartung zukommen lassen. „Aus technischer Sicht wäre in diesem Zusammenhang eine mögliche Herabsetzung des gesetzlichen Oldtimerstatus auf ein Fahrzeugalter ab 25 Jahren vorstellbar“, sagte Rainer Süßbier, Technischer Leiter der GTÜ.

Zahl der Oldtimer nimmt weiter zu

Die Zahl der Oldtimer nimmt von Jahr zu Jahr weiter zu. Nie zuvor fuhren mehr historische Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen als heute. Derzeit sind es mehr als 314.000 Klassiker mit H-Kennzeichen. Jedes Jahr wächst der Bestand um rund zehn Prozent. Dabei ziert das H-Kennzeichen nur solche Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind und nach einer amtlichen Prüfung als „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“ anerkannt sind. Insgesamt sind rund 452.000 Autos mit mehr als 30 Jahren auf dem Buckel unterwegs.

Meist sind die alten Schätzchen gut in Schuss und brauchen den Vergleich mit wesentlich jüngeren Fahrzeugen nicht zu scheuen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Klassiker mit H-Kennzeichen bei erheblichen Mängeln im Durchschnitt auf dem Niveau der acht bis neun Jahre alten Fahrzeuge in der GTÜ-Mängelstatistik liegen.

Mit Erreichen des Oldtimeralters sinkt die Zahl der Fahrzeuge mit Mängeln in der Altersklasse 30 bis 40 Jahre mit H-Kennzeichen auf deutlich unter 50 Prozent. Mit geringen Mängeln sind rund 28 Prozent der Klassiker unterwegs. Der Anteil der erheblichen Mängel liebt bei knapp 19 Prozent. 53 Prozent dieser Oldtimer absolvieren die Hauptuntersuchung ohne Mängel.

Gepflegte Schätzchen

Hierfür haben die GTÜ-Experten gleich mehrere Gründe ausgemacht:

– Der Status des Fahrzeugs ändert sich von einem
Gebrauchsgegenstand zu einem „Liebhaberstück“. Dementsprechend
wird es besser gepflegt und gewartet.
– Zum Erlangen des H-Kennzeichens muss sich das Fahrzeug in einem
weitgehend mängelfreien Zustand befinden. Dadurch wird ein
eventuell vorhandener Wartungsstau im Vorfeld der Untersuchung
beseitigt.
– Die Fahrzeuge werden je nach Fahrzeugtyp als vielversprechende
und sichere Wertanlage entdeckt. In einem mangelfreien Zustand
lassen sich erheblich höhere Preise erzielen.
– Kfz-Betriebe haben die Oldtimer als Zielgruppe entdeckt und
haben sich dementsprechend auf die alte Technik spezialisiert.
– Hersteller besinnen sich wieder mehr auf ihre Tradition und
bieten für die Veteranen hochwertige Ersatzteile an.


Foto:GTÜ